Rezension von Magister-rother am 11.02.04

Dass es dort, wo viel Licht sei auch viel Schatten gäbe, erfahren wir schon aus Goethes berühmtem "Götz von Berlichingen", der ja ansonsten mehr für ein anderes geflügeltes Wort in aller Munde ist. Bei näherem Nachdenken möchte sich der Rezensent bei den unausweichlich auftretenden Bildern besser selbst auf die spitze Feder beißen, gleichviel:
Goethes Götz war Franke, während die Mannen und Maiden der Mittelalter-Rockband "Schattenleben", deren Demo-CD wir an diesem Ort vorstellen möchten, aus eher bergischen Gefilden stammen. "Mittelalter-Rock" lässt nun in unserem Kontext im Jahre 2004 den Gedanken gleich wieder auf die Band "Schandmaul" kommen, jene Mittelalter-Rockband, welche die Verbindung zum Mittelalter gerne mit ähnlicher Entschiedenheit - glücklicherweise aber mit höherem diplomatischen Können - zurückweist wie seinerzeit Götz die Kaiserlichen.
Tatsächlich aber sind "Schattenleben" weit eher eine genuine "Rockband" als die folkseligen erfolgreichen Kollegen und sie haben ergo den Vergleich keineswegs zu scheuen. Ihre musikalischen Wurzeln liegen ohrenscheinlich im melodiösen Hardrock und Heavy Metal der 1980er Jahre. Das klassische Rockensemble wird dabei um Schalmei und Dudelsack ergänzt, welche produktionstechnisch mal weniger, mal, etwa im Titel "Schattengedanken", mehr in den Vordergrund treten. Die Mittelalter-Reminiszenzen beziehen sich stärker auf die textliche und thematische Ebene, auf welcher die Musiker indessen nach etwas vager Eigenauskunft aber auch gerne über "Themen wie Vergänglichkeit, Ängste und menschliche Probleme" philosophieren.
"Schattenleben", eine interessante neue Band irgendwo im Niemandsland zwischen "In Extremo"-Klonen und Finsterrockensembles a la "Nightwish": Ein Hineinhören ist das auf jeden Fall wert - und, Himmel, mit welcher Geschwindigkeit können manche Menschen Schlagzeug und Gitarre spielen?

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